Der 22. Weiterbildungstag - Ein Kurzbericht
Der 22. Weiterbildungstag unseres Landesverbandes am 03.12.2011 hat die Tradition der jährlich seit
1990 mit großem Erfolg durchgeführten Veranstaltungen fortgesetzt und für die 196 Teilnehmer eine
Vielfalt von hochinteressanten und aktuellen Themen geboten.
Die Tagung fand zum zweiten Mal im „Cedio-Konferenzzentrum Storkower Bogen“ in Berlin-Lichtenberg
statt. Kostenlose Parkmöglichkeiten waren in der Tiefgarage des Hauses gesichert. Vor allem
die Pausen wurden zu Fachgesprächen mit regem Erfahrungsaustausch genutzt.
Moderation und Tagungsbericht: Dipl.-Ing. H.P. Elsholz.
Herr Dr. rer.nat. Tobias Huckfeldt, Hamburg, referierte zum Thema "Seltene Pilze im bzw. am Mauerwerk-Verwechselungen mit dem Echten Hausschwamm und anderen Hausfäulepilzen", und stellte damit
eine wesentliche Fortentwicklung des weitgefächerten Themas seit 2009 vor.
Vor allem für die in der Holzschutzpraxis tätigen Sachkundigen, Sachverständigen und Planer, die im
Zweifelsfall immer auf Labore und Prüfanstalten angewiesen sind, beinhaltet das Referat wichtige,
wenig bekannte, aber praxisrelevante Beispiele, die dazu beitragen sollen, Verwechselungen unbedingt
auszuschließen und ggf. unnötige Sanierungskosten zu vermeiden.
Die Variabilität des Vorkommens des Echten Hausschwammes (Serpula lacrymans) gibt alleine schon
sehr oft Rätsel bei der makroskopischen Bestimmung durch Untersuchende auf.
Mit dem Vortrag wurden zehn Hausfäulepilze aufgezeigt, die Mauerwerk be- bzw. durchwachsen und
in bestimmten Stadien zu Verwechselungen mit dem Echten Hausschwamm führen können. Hierzu
zählen u.a. die Sternsetenpilze (Asterostroma cervicolor und A. laxum), die in Text und Bild ausführlich
beschrieben sind.
Zur vorgenannten Gruppe zählen Wilder Hausschwamm, Weißer Porenschwamm, Brauner Kelleroder
Warzenschwamm, Marmorierter Kellerschwamm, Gelber Porenschwamm, Muschelkrempling
und Kiefern-Fältlingshaut.
In tabellarischer Form sind weiterhin zehn andere Asco- und Basidiomyceten dargestellt, die ebenfalls
Mauerwerk be- bzw. durchwachsen, aber relativ geringe Schäden anrichten. Sie weisen aber oft auf
verdeckte Bauschäden hin. Zu nennen sind Tintlinge, Becherlinge (Peziza spp.) u.a.m.
Der Autor ging besonders auf die Sternsetenpilze ein, die zwar den Wissenschaftlern seit 1908
bekannt sind, aber in den letzten Jahrzehnten größere Bekanntheit und Verbreitung gefunden haben.
Sternsetenpilze wurden bisher in feuchten Dachkonstruktionen, Kellern, Wänden, Unterbodenräumen
und verwahrlosten Gebäuden nachgewiesen. Ihre feinen Stränge überwachsen Mauerwerk und durchwachsen
es, jedoch mit geringerer Aggressivität. Es wird jedoch eine hohe Feuchtigkeit für ihr Wachstum
benötigt. Die Sternsetenpilze verursachen eine langsam fortschreitende Weißfäule. Sie treten oft
zusammen mit anderen Hausfäulepilzen auf, was eine sorgfältige Prüfung der Umgebung erfordert.
Das Referat ist durch zahlreiche Tabellen und hervorragende Aufnahmen bereichert worden.
"Winterschäden – Feuchteschäden" ist der Vortrag von Herrn Dipl.Architekt Ingo Müller, Berlin, betitelt.
Der Beitrag zeigte in unterhaltender Weise die Zusammenhänge und Auswirkungen von klimatischen
Verhältnissen. Vorrangig im Winter und den daraus entstehenden Bauschäden, vor allem an
schwer zugänglichen bzw. unkontrollierbaren Gebäudeteilen. Dies wurde an vielen Einzelbeispielen
erläutert und durch 23 hervorragende Fotos untersetzt.
Zum Thema "Wie findet der Hausbock das Holz – Neues von einem altbekannten Schädling" zeigte
Herr Dr. habil. Rudy Plarre, Berlin, neben Hinweisen auf die geschichtliche und wirtschaftliche Relevanz
des Hausbocks (Hylotrupes bajulus), in einer prägnanten Zusammenfassung die Biologie des
Hausbockkäfers. Das Erscheinungsbild, seine Ansprüche an Temperatur und Holzfeuchte sowie seine
Verbreitung und Ursprung im eurasischen Raum sind sehr differenziert dargestellt.
Ausführlich wurde über das Paarungsverhalten der Hausböcke in uns bekannten Gebieten bzw. an
Bauteilen sowie an Laborexponaten berichtet. So erscheinen die Männchen des Hausbockkäfers in
Mitteleuropa nach einer fakultativen, temperaturabhängigen winterbedingten Kälteruhe zeitlich wenige
Tage vor den Weibchen, die dann durch einen Sexualduftstoff der Männchen in Kombination mit
Holzgerüchen zur Paarung stimuliert und an den Ort der Eiablage gelockt werden. Bei ausreichend
hohen Temperaturen und Beleuchtungsstärken zeigen Hausbockkäfer ein ausgeprägtes Flugverhalten.
Beim Hausbock ist also eine Holz- bzw. Nahrungserkennungs- und Paarungsbiologie entstanden.
Den Titel "Buntkäfer-Kandidaten für eine biologische Bekämpfung im Holzschutz" hat Herr Dr. Tilo
Haustein, Dresden, für seinen Vortrag gewählt und damit erneut auf eine zukunftsweisende Form der
Bekämpfung bzw. Eingrenzung von holzzerstörenden Insekten, zumindest an ausgewählten Objekten,
verwiesen. Der Vortrag ging u.a. auf Grundzüge der biologischen Bekämpfung als Regulierung der
Populationsdichten von Holzschädlingen, natürliche Feinde der Holzinsekten wie Buntkäfer mit ihrem
Beutespektrum und Vermehrungspotential sowie parasitoide Wespen und den Schutz dieser Nützlinge
ein. Das Studium und die Forschung an natürlichen Gegenspielern der Holzschädlinge sind von
grundlegender Bedeutung, um umweltverträgliche Bekämpfungsstrategien zu entwickeln. Die auf
europäischer Ebene zu erwartende drastische Einschränkung des Einsatzes von Bioziden wird der
Gesamtentwicklung sicher hilfreich sein.
In seinem Ausblick wies der Autor darauf hin, dass im Zusammenhang mit der Kenntnis der natürlichen
Feinde der Holzschädlinge die Monotoringstrategien weiter ausgebaut werden müssen. Biologische
Bekämpfungen können umweltfreundlich ohne Biozideinsatz und technischen Aufwand betrieben
werden.
Die Weiterentwicklung dieser Bekämpfungsmaßnahmen ist gerechtfertigt, die größte Hürde für ihre
Anwendung ist die Massenproduktion von Gegenspielern, d.h. neben der eigentlichen Zucht der
Antagonisten müssen noch gut züchtbare Futter- und Wirtstiere gefunden werden.
Dipl.-Ing. Harald Urban, Dresden, hatte mit seinem Referat "Interessante Details in E DIN 68800-3" (Holzschutz-Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln) versucht, die Praktiker an die
noch nicht vorliegende Neufassung dieses Teils der DIN heranzuführen und die Umsetzbarkeit der
neuen DIN-Teile zu erleichtern. Die DIN mag noch so neu sein, es gilt nach wie vor das Motto:
So wenig chemischer Holzschutz wie möglich, aber soviel wie nötig. Damit verbunden ist also eine
fachgerechte Umsetzung des zukünftigen vorbeugenden Holzschutzes in der geforderten Qualität.
Alleine die neue Gliederung des Teiles 3 muß die Praktiker verwirren, d.h. mit dem in Kürze vorgesehenen
Erscheinen der DIN müssen sich alle Holzschützer und Planer mit der neuen DIN zwingend
beschäftigen. Es ist vorgesehen, in den Fachverbänden und Ausbildungsstätten entsprechende Kurse
oder Seminare durchzuführen.
Es kann und darf aber nicht verschwiegen werden, dass durch diese Norm Veränderungen bezüglich
der Errichtung von bewitterten Holzkonstruktionen zu erwarten sind. So könnte sich z.B. der Einsatz
von Brettschichtholz aufgrund der Sonderstellung erhöhen.
Als Fazit wurde vom Vortragenden eingeschätzt, dass diese Veränderungen sich fachlich und wirtschaftlich
als sinnvoll erweisen müssen und dass die zum Zeitpunkt der Manuskripterstellung
bestehenden Ungereimtheiten in der Zulassungspraxis der Holzschutzmittel zu einer eher pessimistischen
Grundhaltung zur Umsetzung dieser Norm beitragen.
Tagungskurzbericht von H.P. Elsholz
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